In Deutschland fehlen rund 150.000 Fachkräfte allein in der IT Branche, erzählt die Bitkom. Ich selbst bin immer am Markt auf der Suche, allein schon aus Interessensgründen. Faktisch suche ich aber selbst gerade Aufträge bzw. eventuell auch einen fest angestellten Job, weil ich aus meinem Umfeld raus und wieder zurück zu meinen Wurzeln, der reinen Cybersecurity will. Meine Gehaltsvorstellungen entsprechen denen, die man auf den üblichen Webseiten so findet, die sich mit Durchschnittsgehältern beschäftigen. Und ich haue viele Bewerbungen raus, weil das heute so schön automatisch geht. Sowas in der Art habe ich nach 2001 schonmal gemacht, als praktisch alle IT Experten nach der Euro Umstellung über Nacht arbeitslos wurden und der Markt mehr als gesättigt war. Ein Perlscript hatte damals alle Jobangebote durchforstet und mich beworben, wenn der Job halbwegs passte. Ich glaube, es waren damals um die 1.000 Bewerbungen, bis ich einen sehr lukrativen Job bekam. So viele Bewerbungen habe ich bisher nicht rausgehauen, aber ich glaube, es ist an der Zeit, ein Résumé zu ziehen.
Zu teuer ist das häufigste Gegenargument, auch, wenn einem das oftmals nicht und nur auf nachbohren gesagt wird. Firmen stellen lieber unerfahrene, dafür aber wahre Billiglöhner ein. Eine großartige Idee, im Sicherheitsumfeld. Doch was mich ärgert, immer wieder hört man heute, man sei zu alt, passe nicht so in das junge dynamische Team. Diesen Spruch habe ich das erste mal von der Deutschen Bank gehört, da war ich 35. Das war zu Zeiten der New Economy. Die Formulierung lautet fast immer erstmal, man habe sich für besser qualifizierte Bewerber entschieden. Das kratzt echt am Ego.
Nun stelle ich mir die Frage, was macht man mit 53, wenn man durch jungen Arbeitskräfteimport einfach so ersetzt wird?
Besser gesagt, ich stelle mir die Frage, was macht ein ehemaliger Black Hat mit 53 Jahren, der keine Arbeit bekommt, weil junge, importierte Arbeitskräfte viel besser geeignet sind?
Gestern habe ich für eine Recherche für mein Buch einen kurzen Check Up gemacht, um zu sehen, ob heute Rechner im Internet immer noch so angreifbar sind, wie vor 30 Jahren. Und ich kann es immer noch nicht glauben, es scheint heute noch einfacher zu sein, Rechner zu kapern – und zwar grob geschätzt – zu zehntausenden. Das können nicht alles Honeypots sein. Vor allem nicht so viele, die ein komplettes Linuxsystem vorgaukeln. Ausserdem habe ich, ebenfalls zur Recherche, dieser Tage nach über 20 Jahren erstmals wieder eine Wardriving Session gemacht. Das hat mir die zweite Erschütterung eingebracht. Anfang der 2000er Jahre haben wir uns gefreut, wenn wir immer mal wieder einen Accesspoint gefunden haben. Jetzt waren es über 19.000 auf nur rund 350km. Darunter viele Autos, die sich freudig gemeldet haben. Damals wollte niemand auf uns Hacker hören, vorsichtiger mit der Technik umzugehen. An heutigen Bezahlterminals ist ja oftmals nicht mal mehr ein Sichtschutz angebracht. Und dieser immer laxer werdende Umgang mit Hochtechnologie könnte bald unser Überleben sichern. Also das der Black Hats.
Egal, ich bringe jetzt erst einmal mein neues Buch heraus und dann habe ich gestern endlich meine nRF905 bekommen. Man muss sich halt Gedanken machen, wie der Geldfluss am Leben bleibt. Trotz eklatanter Unterqualifizierung.
Ich möchte aber hiermit noch kurz den Firmen AirITSystems GmbH, Glueckkanja AG, CloudCommand GmbH und der Siemens AG danken. Diese Firmen haben es als einzige von insgesamt etwa 80 Firmen geschafft, mir wenigstens eine Absage auf eine Bewerbung zu schicken. Die Firma elunic AG konnte das zwar auch, sagte mir aber für eine Stelle ab, auf die ich mich nie beworben habe und mein Profil auch nicht darauf passt. Die Eingangsbestätigung auf meine Bewerbung kam aber auf die richtige Stelle. Das ist wirklich peinlich.